Erbkrankheiten und Zuchtstrategien

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Zuchtwertschätzung

Die Zuchtwertschätzung hat sich aus der Nutztierzucht entwickelt und hat zu einer enormen Leistungssteigerung geführt. Ihr Erfolg basiert auf 100% Informationen.

Nun müssen unsere Katzen ja nichts leisten, aber gesund und arttypisch sollen sie schon sein. Die Zuchtwertschätzung beurteilt die Leistung eines Tieres anhand seiner Vorfahren und Nachkommen. Ist die Katze vital, gesund und entspricht dem Standard und hat gesunde standardgerechte Nachkommen, frei von bekannten Erbdefekten, und die Vorfahren hatten keine Probleme mit Krankheiten, ist ihr ein hoher Zuchtwert zu attestieren. Treten in der Nachkommenschaft Fehler im Phänotyp, kranke Tiere oder Trägertiere von Erbdefekten auf, sinkt der Zuchtwert einer Katze. Jedem Merkmal einer Katze wird eine Schätzzahl zugeordnet. Welche Merkmale für die Zuchtwertschätzung heran gezogen werden ist rassespezifisch und von der Krankheitsdisposition der jeweiligen Rasse abhängig.

Im Vordergrund aller Bemühungen muss in der Heimtierzucht die Verminderung von Krankheitsanfälligkeiten stehen. Heimtiere werden heute als "Sozialpartner" angeschafft und der Besitzer möchte sich lange an ihnen erfreuen. Deshalb muss es jedem Züchter eine Herzensangelegenheit sein die gesundheitlichen Risiken zu minimieren. Wenn für Krankheiten Gentest zur Verfügung stehen, ist die Risikominimierung sehr einfach. Schwieriger wird es mit Krankheiten, deren Erbgang nicht bekannt ist und Gentests nicht zur Verfügung stehen wie z. Beispiel Flat Chest Kitten oder Midline Defekt. Hier kann die Zuchtwertschätzung hilfreich sein.

In den Schätzwert gehen die Erkenntnisse der Vorfahren ein, gab es auffällige Kitten in den Würfen der Ahnen? Gab es bei den Geschwistertieren betroffene Kitten und treten in der Nachzucht kranke Tiere auf. Mit jedem geprüften Nachkommen steigt das Wissen über den Zuchtwert. Der Zuchtwert ist keine statische Zahl, sondern verändert sich mit jeder Information. Zuchtwerte sind auch relative Zahlen und werden im Vergleich zum Rassedurchschnitt verstanden. Dabei steht die Zahl 100 für das rassetypische Niveau. Katzen mit Werten über 100 verstärken das Merkmal, Katzen unter 100 reduzieren das Merkmal. Der geschätzte Zuchtwert gibt das wahrscheinlichste Vererbungsniveau wieder nach dem momentanen Erkenntnisstand.

Bei einer geplanten Verpaarung kann ich aufgrund der Schätzwerte eine günstige Paarungskombination heraus finden. Diese Methode kann aber nur erfolgreich sein, wenn umfassende Informationen über die gesamte Nachkommenschaft einer Katze oder eines Katers vorliegen. Dabei spielt es auch keine Rolle, ob es sich bei den Nachkommen um kastrierte Liebhabertiere handelt oder um Zuchttiere.

In der Hundezucht wurde und wird die Zuchtwertschätzung z.B. sehr erfolgreich zur Bekämpfung der Hüftgelenksdysplasie eingesetzt.

So hilfreich die Methode zum Erhalt einer gesunden Population ist, so hat sie doch in der Katzenwelt wenig Chancen. Das ist außerordentlich bedauerlich. Es gibt zu viele Vereine, zu viele Organisationen und viel zu wenig Informationen zu den Zuchttieren. Die Züchter beherrschen eher die Mauerungstaktik als die Informationspolitik. Die Informationen, sofern es welche gibt, werden auch nicht zentral gesammelt und es gibt dazu auch wenig Datenbanken. So werkelt jeder Züchter und Verein vor sich hin, für die Rassekatzen eine fatale Situation.