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Inzucht, Inzestzucht und Rückkreuzung

Inzucht ist die Verpaarung verwandter Tiere.

Verpaart man Vollgeschwister, Eltern mit ihren Nachkommen oder Halbgeschwister, spricht man von Inzestzucht.

Rückkreuzung wird in der Zuchtliteratur oft als genetische Reinigung bezeichnet und bedeutet, dass die Nachkommen mit einem homozygoten Elterntier verpaart werden, um festzustellen, ob diese misch- oder reinerbig sind. Auch wenn der Begriff Rückkreuzung ein hübscher Name ist, darf nicht übersehen werden, dass es sich um Inzestzucht handelt.

Inzucht führt schnell zum Erfolg, wenn erwünschte genetische Merkmale stabilisiert werden sollen. Gleichzeitig besteht aber auch die Gefahr, dass Defektgene aufeinander treffen und kranke Tiere produziert werden. Durch den engen Verwandtschaftsgrad nimmt die Vitalität der Tiere ab. Die Population verliert durch Inzuchtmethoden ihre genetische Vielfalt und gerät in die Inzuchtdepression.

Typische Anzeichen einer Inzuchtdepression sind verminderte Fitness, d.h. Beeinträchtigung des Fortpflanzungerfolges sowie mangelnde Vitalität. Die Widerstands- und Leistungsfähigkeit der Katze ist gemindert und das Immunsystem schwächelt. Defektgene reichern sich in der Population an.

Der Inzuchtkoeffizient (IK) und Ahnenverlustkoeffizient

Der IK ist ein populationsgenetischer Begriff und schätzt den Anteil homozygoter Genorte ab. Die Schätzung geht davon aus, dass sich diese bei einem Individuum erhöhen, je mehr gemeinsame Vorfahren das Individuum aufweist und sich verringern, je mehr Generationen sich zwischen den gemeinsamen Ahnen und dem Individuum befinden. Je höher der IK ist, um so größer ist der Inzuchtgrad.

Den IK berechnet man am besten mit geeigneten Computerprogrammen.

Für den Laien ist der Ahnenverlustkoeffizient (AVK) leichter abzuschätzen und geht davon aus, dass eine Katze einen umso höheren Inzuchtgrad hat je häufiger im Abstammungsnachweis gleiche Ahnen auftreten. Der AVK ist etwas ungenauer, da er nicht berücksichtigt, in welcher Generation die gleichen Ahnen auftreten und ob sie aus der väterlichen oder mütterlichen Linie stammen. Gleichwohl differieren die Ergebnisse des IK und AVK nur geringfügig, sodass der AVK für den Züchter ein gutes Handwerkszeug darstellt. Beim AVK ist zu beachten, dass er den Verlust der Ahnen berechnet, d.h. je kleiner der AVK, desto höher der Inzuchtgrad.

Betont werden muss, dass sowohl IK als auch AVK Schätzwerte sind, daher der Informationswert nicht wirklich zuverlässig ist. Genaue Auskunft über den tatsächlichen Homozygotiegrad eines Individuums oder einer Rasse können nur mit molekulargenetischen Methoden verifiziert werden. Leider ist das noch nicht Standard, sondern bedarf noch weitreichender Forschung.

Tierschutzrelevante Beurteilung von Inzuchtmaßnahmen

Inzestzucht ist ein Verstoß gegen das Tierschutzgesetz §11 und wäre nur im Rahmen eines behördlich genehmigten Tierversuches zulässig. Inzest- und Inzucht sowie Rückkreuzung sind sehr problematische Zuchtmethoden und heute mit unserem Wissen zur Populationsgenetik nicht mehr zeitgemäß. Da die Gefahr besteht, kranke Tiere zu produzieren, sind diese züchterischen Vorgehensweisen im höchsten Maße unethisch.